Fossilienbestand des Omo-Turkana-Beckens: Ein umfassender Katalog der frühen Hominin-Evolution

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Das Omo-Turkana-Becken in Afrika – das sich über Teile Kenias und Äthiopiens erstreckt – gilt seit langem als eine der weltweit wichtigsten Regionen für das Verständnis der menschlichen Evolution. Jahrzehnte intensiver Forschung haben eine Fülle von Hominin-Fossilien hervorgebracht, doch die Fragmentierung dieser Entdeckungen verhinderte ein vollständiges Bild des frühen Hominin-Lebens. Jetzt konsolidiert eine neue Studie Daten aus 117 Veröffentlichungen aus den Jahren 1967–2022 und liefert damit den bisher umfassendsten Katalog von Hominin-Fossilien aus dieser Region.

Ein Drittel der Hominin-Rekorde Afrikas

Das Omo-Turkana-Becken beherbergt etwa ein Drittel aller in Afrika entdeckten Hominin-Fossilien aus der Zeit vor 7 bis 0,78 Millionen Jahren. Forscher haben insgesamt 1.231 Hominin-Exemplare geborgen, die 658 Individuen im westlichen, östlichen und nördlichen Teil des Beckens repräsentieren. Die Studie hebt hervor, dass frühere Bestandsaufnahmen einen begrenzten Umfang hatten und sich auf bestimmte Stellen oder anatomische Regionen konzentrierten. Die aktuelle Arbeit zielt darauf ab, alle verfügbaren Daten zu integrieren, um umfassendere Muster in der Evolution und Koexistenz von Homininen aufzudecken.

Ungleichmäßige Verteilung und fragmentarische Überreste

Die Analyse zeigt eine ungleiche Verteilung der Fossilien: 47 % wurden im Osten, 30 % im Westen und 23 % im Norden gefunden. Bei den meisten Individuen (80 %) handelt es sich um Einzelexemplare mit wenigen vollständigen Skeletten. Die häufigsten Funde sind Zähne – 687 isolierte Zähne oder Fragmente –, gefolgt von kranialen (175) und mandibulären (116) Fragmenten sowie postkraniellen Elementen (253).

Auch die Erhaltung variiert je nach Region, wobei die Seeuferumgebungen im Osten vollständigere Überreste hervorbringen als die Flussablagerungen im Norden. Dies wird auf Unterschiede in den Konservierungsbedingungen im Laufe der Zeit zurückgeführt.

Hominin-Koexistenz und Artendynamik

Im untersuchten Zeitraum von 4,2 bis 1,5 Millionen Jahren beherbergte das Becken eine Reihe früher Menschen. Australopithecus anamensis kam in früheren Sedimenten vor (vor etwa 4 Millionen Jahren), gefolgt von Kenyanthropus platyops, und später kamen Homo -Arten häufiger vor.

Ein wichtiges Ergebnis ist das gut dargestellte Vorkommen früher Homo – einschließlich Homo rudolfensis, Homo ergaster, Homo habilis und früher Homo erectus – vor 2,7 bis 2 Millionen Jahren, wobei mindestens 45 Individuen identifiziert wurden. Die Gattung Paranthropus existierte 1,5 Millionen Jahre lang neben Homo und war im Allgemeinen zwei zu eins zahlreicher als Homo – außer in bestimmten Regionen, in denen Homo vorherrschend war.

Unvollständige Aufzeichnungen und zukünftige Entdeckungen

Die Studie stellt fest, dass nur 70 % der Fossilien einer Artenebene zugeordnet wurden und viele Exemplare noch schlecht beschrieben sind. Die fortlaufende Feldforschung zahlreicher internationaler Teams fördert weiterhin die Entdeckung neuer Fossilien und die Verfeinerung bestehender Klassifikationen mithilfe fortschrittlicher Methoden wie Bildgebung, Zahnmorphologieanalyse und geometrischer Morphometrie zu.

Der Fossilienbestand des Omo-Turkana-Beckens liefert eine nahezu ununterbrochene Zeitspanne der Homininenentwicklung von 2,7 Millionen Jahren, mit nur zwei Lücken von insgesamt 500.000 Jahren. Diese Aufzeichnung bietet eine einzigartige Gelegenheit, die Dynamik des frühen Homininlebens, das Zusammenleben der Arten und den Evolutionsverlauf, der zum modernen Menschen führt, zu verstehen.

Zukünftige Forschung verspricht eine weitere Verfeinerung des Fossilienbestands, da laufende Entdeckungen und fortschrittliche Analysetechniken weiterhin neue Erkenntnisse über die reiche Hominin-Geschichte dieser lebenswichtigen Region liefern

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